Gleichgültig wo man lebt, man lebt in einer einzigen, gemeinsamen Welt.
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Ich bin Kurdin und komme aus dem Irak.
Ich war 23 Jahr alt und arbeitete bei einer deutschen Firma als Assistent- Ingenieurin als mein Mann und ich fliehen mussten.
Wir waren damals politisch sehr aktiv und demonstrierten gegen unseren Diktator Saddam Hussein.
Mein Mann sollte zur Armee gehen, um gegen die eigenen Leute zu kämpfen. Er hat sich geweigert daraufhin wurden unsere Familien bedroht und wir mussten so schnell wie möglich das Land verlassen.
In kurzer Zeit haben wir einen Teil unserer Sachen verkauft und sind geflüchtet.
Wir flohen nachts durch die Berge in Richtung Iran. Der Weg war sehr beschwerlich bei Dunkelheit, wir hörten Gewehrschüsse und hatten furchtbare Angst. Dazu kam dass ich damals schwanger war. Ich saß den kompletten Weg auf einem Esel und als wir früh am nächsten Morgen im Iran angekommen sind war ich am Ende meiner Kräfte.
Wir haben uns bei der Polizei gemeldet, die uns jedoch schlecht behandelte, weil wir der Feind waren.
Feinde hier, Feinde dort, wir waren überall Feinde. Wenn ich daran denke, schmerzt mein Herz immer noch.
Wir wurden in ein schmutziges Lager nach Teheran gebracht, von dort aus wurden die Flüchtlinge weiter verteilt in andere Städte im Nord- und Süd Iran. Die anderen Flüchtlinge dort im Lager haben gesagt wenn ihr dort landet, kommt ihr nicht mehr weg, es gibt von dort aus keine Chance mehr nach Europa zu kommen.
Als wir an der Reihe waren bin ich zum Doktor und erzählte ihm von meiner Schwangerschaft, daraufhin durften wir in Teheran bleiben.
Mein Mann hat währenddessen über das Iranische Konsulat versucht, das Auswärtige Amt zu kontaktieren, weil wir nach Europa wollten. Das Glück war auf unserer Seite. Nach dreieinhalb Monaten konnten wir den Iran verlassen.
Zuerst flogen wir nach Wien, von dort aus nach Ost Berlin damals noch DDR.
Wir waren viele Flüchtlinge und als ein Bus kam, wurde uns gesagt, dass jede Person 100 Mark bezahlen muss, für eine 5 minütige Fahrt nach West Berlin. Wir kamen an und wurden einfach dort abgesetzt, in der kalten Winternacht. Wir wussten nicht wohin. Zum Glück hatten andere Flüchtlinge Verwandte, die uns mitgenommen haben. Wir sind einen Monat lang in Berlin geblieben, später dann nach Karlsruhe und schließlich nach einem weiterem Monat, haben sie einen Platz in Mannheim für uns gefunden.
Dort hat endlich unser neues Leben begonnen und unser Sohn kam auf die Welt.
Unser neues Leben in Deutschland war anfangs sehr schwer für mich, ich habe mich alleine gefühlt, meine Familie vermisst, meine Kinder sind ohne Verwandtschaft aufgewachsen. Ich habe meine Kinder so erzogen dass sie keine Probleme mit der deutschen Kultur haben, wir müssen uns anpassen, andersherum geht es nicht.
Wenn man so lange weg ist und woanders lebt, verändert man sich unbewusst.
Ich bin ein offener Mensch, offen für neue Kulturen, dafür neue Leute kennenzulernen, Kontakte und Freundschaften aufzubauen. Das bewundere ich an mir.
Hier ist es multikulturell. Man lernt immer wieder dazu und das finde ich sehr schön. Natürlich gibt es immer wieder Vorurteile, aber wir müssen Nein sagen. Erst einmal die Menschen kennenlernen, zuhören und auch gehört werden, dass ist wichtig.
Wir haben nur eine Welt. Gleichgültig wo man lebt, man lebt in einer einzigen, gemeinsamen Welt.